Müdigkeit und Erschöpfung als Symptom von Bindungstrauma – Warum du dich ständig müde fühlst
Du bist ständig müde und anhaltend erschöpft - deine Schlafstörung raubt dir die letzte Kraft
Egal, wie lange du schläfst, wie sehr du dich ausruhst oder versuchst, neue Kraft zu schöpfen – die Müdigkeit bleibt. Tief in dir spürst du eine Erschöpfung, die nicht nur körperlich ist. Sie zieht sich durch deinen Alltag, deine Beziehungen, deine Gedanken. Vielleicht fragst du dich: Warum bin ich immer so müde? Warum fühlt sich mein Leben so anstrengend an?
Was, wenn deine Erschöpfung nicht nur mit Stress oder zu wenig Schlaf zu tun hat – sondern mit etwas viel Tieferem?
Mögliche Ursachen von Müdigkeit und Ursachen für Erschöpfung
Wenn du in deiner Kindheit nicht genug Sicherheit erfahren hast, hat dein Nervensystem gelernt, immer wachsam zu sein. Vielleicht hast du dich angepasst, um geliebt zu werden. Vielleicht hast du dich zurückgenommen, um Konflikte zu vermeiden. Vielleicht hast du gelernt, auf die Bedürfnisse anderer zu achten, bevor du deine eigenen überhaupt gespürt hast.
Dieses ständige „Auf-der-Hut-Sein“ kostet Kraft. Dein Körper und dein Geist haben über Jahre hinweg Hochleistung erbracht – immer in Alarmbereitschaft, immer auf der Suche nach Sicherheit.
Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem dein System nicht mehr kann. Es ist, als würde dein Körper dir sagen: „Ich halte das nicht mehr aus.“ Die Müdigkeit ist nicht Faulheit, kein Zeichen von Schwäche – sie ist das Ergebnis eines Nervensystems, das nie wirklich zur Ruhe gekommen ist - sie ist ein Symptom der Unsicherheit.
Wie sich chronische Erschöpfung und anhaltende Müdigkeit (Fatigue) häufig durch Bindungstrauma zeigt
Vielleicht erkennst du dich in diesen Punkten wieder:
Du funktionierst – aber du fühlst dich innerlich leer.
Du bist oft müde, selbst nach ausreichend Schlaf.
Kleine Aufgaben fühlen sich an, als würdest du einen Berg erklimmen.
Du spürst eine tiefe Antriebslosigkeit, kannst dich aber nicht wirklich entspannen.
Soziale Interaktionen strengen dich schnell an.
Du fühlst dich taub, abgeschnitten von deinen eigenen Bedürfnissen.
Du kannst schlecht abschalten – dein Kopf ist immer „an“.
Diese Symptome sind kein Zufall. Sie sind das Ergebnis eines überlasteten Nervensystems, das nie gelernt hat, in den Ruhezustand zu gehen. Dein Körper steckt in einem Überlebensmodus fest – zwischen Anspannung und Erschöpfung.
Das Stresstoleranzfenster – Warum dein Nervensystem aus dem Gleichgewicht ist und so ständige Müdigkeit verursacht
Um zu verstehen, warum du dich so erschöpft fühlst, hilft ein Blick auf das Stresstoleranzfenster. Dieses Konzept beschreibt den Bereich, in dem dein Nervensystem sich sicher fühlt.
In einem gesunden Stresstoleranzfenster kannst du flexibel auf Herausforderungen reagieren. Du bist wach, präsent, kannst dich konzentrieren und nach Belastung wieder entspannen.
Wenn dein Fenster zu schmal ist, gerät dein System schnell in Überlastung oder Erschöpfung. Entweder du bist dauerhaft angespannt (Hyperarousal) oder du fühlst dich leer und abgeschaltet (Hypoarousal).
Menschen mit Bindungstrauma haben oft ein sehr schmales Stresstoleranzfenster. Ihr Nervensystem kennt kaum Sicherheit – es schwankt zwischen Übererregung (Angst, Stress, Reizbarkeit) und Untererregung (Müdigkeit, Taubheit, Rückzug).
Deine Erschöpfung ist also kein persönliches Versagen – sie ist eine logische Reaktion deines Nervensystems.
Wie du dein Nervensystem beruhigst und dein Energielevel stabilisierst
Die gute Nachricht: Du kannst lernen, dein Nervensystem zu regulieren. Dein Körper kann neue Erfahrungen machen, Sicherheit spüren und langsam aus der Müdigkeit herausfinden.
1. Deinen Zustand wahrnehmen – ohne Bewertung
Bevor Veränderung möglich ist, braucht es Bewusstheit. Achte im Alltag darauf, wann du dich angespannt, müde oder überfordert fühlst. Erkenne diese Zustände – aber bewerte sie nicht. Dein Körper tut, was er gelernt hat, um dich zu schützen.
2. Kleine Pausen einbauen – und wirklich spüren
Viele Menschen mit Bindungstrauma können sich schlecht entspannen. Entweder sie sind im „Funktionsmodus“ oder völlig erschöpft. Deshalb hilft es, bewusst kleine, spürbare Pausen in den Tag einzubauen:
Einen Moment innehalten und tief durchatmen.
Die Füße bewusst auf dem Boden spüren.
Eine Hand auf dein Herz legen und Wärme fühlen.
Diese kleinen Momente helfen deinem Körper, Sicherheit zu erleben – und das Nervensystem langsam in Balance zu bringen.
3. Sanfte Bewegung statt Leistungsdruck
Erschöpfung braucht keine zusätzliche Anstrengung. Statt dich zu zwingen, „aktiver zu sein“, helfen sanfte Bewegungen:
Ein Spaziergang ohne Ziel, nur um den Körper zu spüren.
Leichte Dehnübungen, die sich gut anfühlen.
Schaukeln, Wiegen oder langsame Bewegungen, die dein System beruhigen.
4. Verbundenheit zulassen – in deinem Tempo
Bindungstrauma entsteht in Beziehungen – und kann auch in Beziehungen heilen. Das bedeutet nicht, dass du sofort Nähe suchen musst. Aber du kannst in kleinen Schritten lernen, dich sicherer zu fühlen:
Eine vertraute Person umarmen und bewusst spüren, wie sich das anfühlt.
Dich mitteilen, wenn du erschöpft bist – ohne dich zu rechtfertigen.
Langsam das Gefühl zulassen, dass du nicht alles alleine tragen musst.
5. Deine Bedürfnisse wieder wahrnehmen
Chronische Müdigkeit entsteht oft, weil wir verlernt haben, auf uns selbst zu hören. Was brauchst du wirklich? Ruhe? Wärme? Bewegung? Kontakt? Indem du diese Fragen stellst, gibst du deinem Körper die Möglichkeit, neue Antworten zu finden.
Ärztliche Behandlung zur Abklärung deiner Symptome bei anhaltender Erschöpfung, da sie verschiedene Ursachen haben kann
Wenn Schlafstörungen oder chronischer Schlafmangel und die daraus resultierende ständige Müdigkeit dich schon lange übermässig belasten und du anhaltende Erschöpfung verspürst, ist es wichtig, auch ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um körperliche Ursachen oder eine Erkrankung, wie z. Bsp. Eisenmangel (Anämie - Blutarmut), Diabetes, Mangel an Vitaminen oder einer möglichen Depression oder psychischer Erkrankung abzuklären.
Fazit:
Deine Erschöpfung ist nicht deine Schuld – aber du kannst sie verändern
Wenn du dich ständig müde, antriebslos, häufig überfordert oder leer fühlst, dann nicht, weil du „zu sensibel“ oder „zu schwach“ bist. Dein Körper reagiert auf alte Erfahrungen, auf einen Mangel an Sicherheit.
Die gute Nachricht: Du kannst lernen, dich wieder sicher zu fühlen. Dein Nervensystem kann heilen.
Es beginnt mit kleinen Schritten. Mit Bewusstheit. Mit Mitgefühl für dich selbst.
Und mit dem Wissen, dass du nicht allein bist.
Möchtest du Unterstützung auf diesem Weg?
Ich begleite dich achtsam dabei, dein Nervensystem zu stabilisieren, deine Müdigkeit zu verstehen und neue Kraft zu finden.
Lass uns gemeinsam herausfinden, was du brauchst, um dich wieder lebendig zu fühlen.