Angst vor dem Gefühl der Ablehnung … wo kommt sie her und wo kann sie hinführen?
In einem schönen Vorort lebt eine Frau namens Laura, die scheinbar das Bild einer perfekten Familie verkörpert, doch innerlich kämpft sie mit ihrem Selbstwertgefühl.
Mit ihrem Ehemann, ihren beiden Kindern scheint das Leben nach außen harmonisch und erfüllt zu sein.
Doch hinter der glänzenden Fassade verbirgt sich eine Geschichte von Verlustangst und dem ständigen Streben, geliebt und akzeptiert zu werden.
Laura hat eine tiefe Angst davor, verlassen zu werden, und diese Angst durchzieht jeden Aspekt ihres Lebens.
Um Ablehnung zu vermeiden, ist Laura die Kollegin, die immer zusätzliche Aufgaben übernimmt, selbst wenn sie das Gefühl hat, bereits erschöpft ist.
In ihrem Zuhause ist Laura die Hüterin der Harmonie, doch oft steht die Angst vor Konflikten im Vordergrund. Sie erfüllt die Wünsche ihrer Familie, ist sehr liebenswert, kocht leckeres Essen, organisiert den perfekten Haushalt und vergisst dabei ihre eigenen Wünsche und Träume.
Ihr Mann bemerkt Lauras ständige Anstrengungen, es allen recht zu machen. Er versichert ihr immer wieder das er sie liebt, doch Lauras Selbstzweifel lassen sie das nicht glauben. Immer wieder fragt sie nach, ob sie von ihrem Mann geliebt wird, obwohl sie schon 15 Jahre zusammen leben. Sie fühlt sich nie gut genug, immer in Sorge, dass sie nicht den Erwartungen ihres Mannes entspricht.
Lauras Freunde erleben sie immer freundlich und zuvorkommend und bewundern ihre Fähigkeit, immer für sie da zu sein, aber ahnen nicht, wie sehr sie sich selbst dabei verliert. Laura kann aber ihre eigenen Bedürfnisse nicht formulieren. Sie fühlt sich in einem endlosen Kreislauf gefangen, immer darauf bedacht, es jedem recht zu machen, aus Angst vor Zurückweisung.
Laura vermeidet es, sich authentisch zu zeigen, passt sich ständig an andere an und opfert sich bis zur Erschöpfung auf. Das Bedürfnis nach Harmonie und die Erfüllung von Erwartungen anderer werden zu Selbstverständlichkeiten, während das Setzen eigener Grenzen und das Aussprechen von Nein ihr schwerfallen, da ihre Angst vor Kritik und Ablehnung zu groß ist. In Entscheidungen sucht sie Bestätigung bei anderen, da ihr das Vertrauen in sich selbst fehlt. Klare Kommunikation wird durch schnelle Entschuldigungen ersetzt, und heimliche Aggressionen zeigen sich bei ihr indirekt durch Rückzug.
Dieser innere Konflikt führt dazu, dass Laura insgeheim Groll gegenüber anderen hegt und oft gereizt ist. Die manchmal heimliche Verweigerungshaltung von Laura dient als Versuch, dem Erwartungsdruck zu entkommen. Sie fühlt sich leicht ausgenutzt und ausgeliefert, jammert und klagt in der Hoffnung, dass jemand ihre unausgesprochenen Bedürfnisse endlich mal erkennt und erfüllt. Laura glaubt, wahre Liebe sei erst dann erreicht, wenn ihr Partner ihre Wünsche von den Augen abliest.
Angst vor Ablehnung -
warum sie so tief mit deinem Selbstwert verbunden ist und wie du sie überwinden kannst
Wenn wir stark unter der Angst vor Ablehnung leiden, versuchen wir das Gefühl zu vermeiden und zu umgehen, in dem wir uns angepasst und unterwürfig verhalten und dazu neigen uns zu verstecken und zurück zu ziehen.
Angst vor Ablehnung ist keine Persönlichkeitsstörung -
sie ist ein Symptom früher Bindungsverletzungen
Um sich zu einem erwachsenen Menschen entwickeln zu können, der seine Grenzen, Bedürfnisse, Wünsche und Meinungen selbstverständlich ausdrücken kann, ist es von großer Bedeutung, als Kind die Erfahrung gemacht zu haben, eigenständig und autonom handeln zu können. Voraussetzung dafür ist, das wir uns als Kind sicher, geborgen und gut aufgehoben fühlten, genügend einfühlsame Zuwendung erhalten haben, sowie gelernt haben uns selbst und anderen zu vertrauen.
Um als Kind eigenständig und autonomen aufwachsen zu können, müssen unsere engsten Bezugspersonen (in diesem Beitrag beziehe ich mich auf die Eltern, es können aber auch andere Personen sein, die uns aufgezogen haben) unsere Grenzen respektieren, unsere Interessen, Wünsche, Bedürfnisse, Gefühle, Meinungen, Vorlieben und Empfindungen achten und diese altersgemäß unterstützen.
Wenn die Unterstützung der Eltern gut gelingt
Wenn das unseren Eltern gut gelingt, dann lernen wir Nein zu sagen, uns angemessen auszudrücken und uns nicht von den Erwartungen anderer abhängig zu machen.
Wir lernen Konflikte zu lösen, können uns behaupten und wenn nötig andere in ihre Schranken weisen und ihnen ihre Enttäuschung zuzumuten, wenn wir ihre Erwartungen nicht erfüllen.
Wir fühlen uns kraftvoll und stark und wissen, dass wir den Herausforderungen des Lebens gewachsen sind.
Wir vertrauen uns selbst und wissen über unsere Selbstwirksamkeit.
Wir fühlen uns unabhängig, auch wenn wir in einer Beziehung leben. Es fällt uns leicht für unser Leben Verantwortung zu übernehmen, sowie aufrichtig uns selbst und anderen Menschen gegenüber zu sein.
Wenn die Unterstützung unseren Eltern nicht so gut gelingt
Wenn es unseren Eltern nicht gelingt, unser Bedürfnis nach Eigenständigkeit und Autonomie zu erfüllen, dann wird es für uns als Erwachsene schwierig, für uns einzustehen und uns zu behaupten.
Wir vermeiden es, uns ehrlich zu zeigen und passen uns ständig an andere an.
Harmoniebedürfnis und Aufopferung, bis hin zur Erschöpfung, sind für uns genauso selbstverständlich, wie die Erwartungen anderer zu erkennen, zu erahnen und zu erfüllen.
Andere möchten wir nicht enttäuschen, wodurch es uns sehr schwer fallen kann, eigene Grenzen zu setzen und Nein zu sagen. Wir sind oft unentschlossen und Entscheidungen zu treffen, fällt uns schwer.
Oft sichern wir unsere Entscheidungen durch andere Menschen ab, da wir uns selbst nicht vertrauen.
Es fällt uns schwer, uns klar auszudrücken, besonders in sozialen Situationen. Wir neigen dazu, uns zu schnell zu entschuldigen und ordnen uns unter.
Aggressionen und Wut zeigen wir meist nur indirekt, z. Bsp. durch Missachtung, Rückzug oder Lästern.
Der innere Konflikt
Da wir als Menschen allerdings ein starkes Verlangen nach Autonomie haben, kommen wir in einen inneren Konflikt, der oft von großer Angst begleitet wird.
Da wir nicht in der Lage zu sein scheinen, uns selbst auszudrücken, fühlen wir zu anderen Menschen oft insgeheim Groll und sind gereizt.
Möglicherweise nehmen wir auch eine heimliche Verweigerungshaltung ein, was ein Versuch ist, dem Erwartungsdruck zu entkommen.
Wir fühlen uns leicht ausgenutzt und ausgeliefert. Wir jammern und klagen, in der Hoffnung, dass uns jemand in unseren unausgesprochenen Bedürfnissen wahrnimmt und diese erfüllt.
Durch welche Glaubenssätze sind unsere Verhaltensmuster entstanden?
Wir glauben, dass, wenn wir den Erwartungen anderer nicht entsprechen, wir falsch sind und fühlen uns schuldig.
Wir glauben nicht, dass nur unser Verhalten vermeintlich falsch ist, sondern wir als gesamte Person falsch sind. Wir sind identifiziert mit z. Bsp. folgenden Glaubenssätzen:
„Ich bin falsch, wenn ich nicht mache, was du möchtest.“ Oder „Ich fühle mich schuldig, wenn ich dich enttäusche.“
Oder „Nur wenn ich deine Erwartungen erfülle, bin ich es wert geliebt zu werden.“ Oder „Wenn ich dich enttäusche, dann ist es meine Schuld.“ Oder „Wenn ich meine Bedürfnisse ausspreche, dann bin ich allein, weil du mich verlassen könntest.“
Diese Glaubenssätze sind entstanden, weil das Verhalten unserer Eltern in unserer Kindheit z. Bsp. folgende Botschaften übermittelt haben: „Wenn ich sage was ich will, dann werde ich bestraft und allein gelassen.“ Oder „Wenn ich sage, was ich möchte, dann ist jemand enttäuscht von mir.“ Oder „Wenn ich in Kontakt mit anderen Menschen trete, dann muss ich deren Erwartungen erfüllen.“
Wie wir sehen, können wir die Botschaften zusammen fassen in:
„Wenn du nicht machst, was ich will, dann wirst du verlassen und bist allein.
Du bist selber Schuld daran.
Verhalte dich einfach nicht falsch, dann wirst du geliebt und auch nicht allein gelassen!“
Da wir in der Kindheit auf den Schutz der Eltern angewiesen sind, passen wir uns an, sonst wären wir verloren.
Verlassen werden bedeutet in der Kindheit dem Tode ausgesetzt zu sein.
Um die Angst vor dem Tod nicht spüren zu müssen, passen wir uns selbstverständlich an die Gegebenheiten an.
Auf den Punkt gebracht…
Man kann also klar sagen, unser angepasstes Verhalten ist eine Überlebensstrategie, welche wir in der Kindheit entwickelt haben um zu überleben.
Bitte beachte: Diese Strategien haben uns beschützt.
Deshalb sind sie, auch wenn sie für uns heute hinderlich erscheinen, vom Grunde her gut und hilfreich (gewesen).
Die Angst vor Ablehnung ist also im Grunde die Angst vor dem Gefühl des Verlassen werden.
Da dieses Gefühl noch mit der Angst vor dem Tod verbunden ist, versuchen wir es verständlicher Weise andauernd zu umgehen.
Wie du die Angst vor Ablehnung überwinden kannst
Selbstfürsorge
Wenn wir diese Überlebensstrategien und Muster erkennen können und verstehen lernen - wenn wir alte verletzte Gefühle und Ängste wahrnehmen und nachträglich versorgen können, dann haben wir sehr gute Chancen auf eine tiefe Veränderung unserer Verhaltensmuster.
Wir werden mitfühlender uns selbst gegenüber, wodurch das tiefsitzende Gefühl, falsch zu sein, schwächer wird.
Erlaube dir, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Verhaltenstherapie oder traumasensible Psychotherapie / Begleitung?
Eine Verhaltenstherapie dringt erfahrungsgemäß nicht zu den traumatisierten, verletzten Anteilen vor. Sie kann aber sehr hilfreich sein, um langjähriges, unerwünschtes Verhalten in neue Bahnen zu lenken.
Eine traumasensible Psychotherapie oder traumasenslible Begleitung kann dich dabei unterstützen, deine tief verborgenen Ängste zu berühren und zu erforschen.
Die Arbeit mit den inneren Anteilen hat sich hier als sehr hilfreich erwiesen, da durch diese Arbeit auch tiefliegende Verletzungen erreicht und geheilt werden können - und die daraus resultierenden Überlebensstrategien sich, wie von selbst, auflösen.
Wenn du unter einer Angst vor Ablehnung leidest und dir Unterstützung bei der Auflösung wünschst, dann nehme gern Kontakt zu mir auf.
Die Grundlage meiner Arbeit ist die Arbeit mit den inneren Anteilen, um die Angst vor Ablehnung zu überwinden.
Alles Liebe zu Dir!
Nicole