Was bedeutet traumasensibles Coaching – und warum brauchen wir es heute mehr denn je?
Wenn Coaching an innere Grenzen stößt
Viele Menschen suchen im Coaching Orientierung, Stärkung und neue Perspektiven.
Doch manche Themen gehen tiefer – sie betreffen nicht nur Gedanken, sondern sitzen im Körper, im Nervensystem, in alten Schutzmustern.
Was, wenn genau diese „unsichtbaren Spuren“ bewirken, dass Coachingmethoden nicht greifen? Dass Fortschritte ausbleiben oder der Mensch sich sogar psychisch überfordert fühlt?
In solchen Momenten zeigt sich: Es braucht einen anderen Zugang. Traumasensibles Coaching bietet genau diesen – achtsam, respektvoll, feinfühlig und mit einem tiefen Verständnis dafür, wie belastende Erfahrungen unser Erleben prägen können.
Trauma ist weiter verbreitet, als viele denken
Eine große US-Studie aus dem Jahr 2013 zeigte: Rund 90 % der US-Bevölkerung erleben im Laufe ihres Lebens mindestens ein traumatisches Ereignis – viele sogar mehrere. Nur etwa 8 % entwickeln daraus eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Doch dazwischen liegt ein breites Spektrum: von kurzzeitigen Belastungen bis hin zu chronisch wirkenden Folgen im Alltag.
Dieses Spektrum zu verstehen, ist zentral. Denn viele Menschen leiden unter Traumafolgen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie fühlen sich dauerhaft angespannt, überfordert, innerlich abgeschnitten oder „falsch“ – und können das oft nicht benennen.
Genau hier setzt traumasensibles Begleitung an: Es bietet einen sicheren Raum für Menschen, unabhängig davon, ob eine Traumadiagnose vorliegt oder nicht.
Was bedeutet „traumasensibel“?
Traumasensibilität bedeutet nicht, dass Trauma „behandelt“ wird – das ist Aufgabe von Psychotherapie. Es heißt aber, dass die Begleitung auf eine Weise geschieht in denen Traumadynamiken erkannt werden, die Überforderung vermeidet, Wahlmöglichkeiten gibt und innere Stabilität stärkt.
In der Praxis heißt das:
Wir arbeiten achtsam und im Tempo des Gegenübers, immer unter Beobachtung des Nervensystems
Wir fördern Selbstregulation statt Konfrontation
Wir achten auf Sicherheit und vermitteln ein Gefühl von Sicherheit – emotional und körperlich
Ziel ist die Erweiterung der inneren Kapazität für verschiedene Erlebensqualitäten: mehr Selbstwirksamkeit, mehr Containment, mehr Verbindung zu sich selbst.
Der Unterschied macht den Unterschied
Was bewirkt eine traumasensible Haltung konkret? Hier ein Vergleich aus der Praxis:
Nicht-traumasensible Begleitung kann sich so anfühlen:
nicht verstanden oder gesehen
übergangen oder unter Druck gesetzt
alleingelassen, falsch oder „zu empfindlich“
innerlich unsicher
Traumasensible Begleitung dagegen fühlt sich für viele Menschen so an:
gesehen und angenommen
respektiert und unterstützt
mit Mitgefühl statt Bewertung betrachtet
selbstbestimmt durch echte Wahlmöglichkeiten
sicher und innerlich gestärkt
Diese Unterschiede sind nicht nur spürbar – sie entscheiden oft darüber, ob sich ein Mensch öffnet oder weiter zurückzieht.
Was traumasensibles Coaching ausmacht
Ein traumasensibles Coaching folgt keinem festen Ablauf, sondern passt sich dem Menschen an. Trotzdem gibt es gemeinsame Grundelemente:
Vertrauensvolle Beziehung: Sie ist der wichtigste Wirkfaktor (insbesondere bei Entwicklungstrauma) und wird allein schon als sehr heilsam empfunden.
Wahrnehmung und Regulation: Körper- und Atemübungen helfen, sich selbst zu spüren und zu beruhigen.
Arbeit mit inneren Anteilen: Es darf alles da sein – Wut, Angst, Schutz, Stärke.
Keine „Push“-Methoden: Entwicklung geschieht in Verbindung, nicht durch Druck.
Wichtig: Auch manche Traumatherapie-Ansätze sind nicht automatisch traumasensibel. Es braucht eine klare innere Haltung, echte Achtsamkeit und die Bereitschaft, den Klienten nicht irgendwohin „bringen“ zu wollen – sondern ihn auf seinem Weg zu begleiten.
Wer ist im traumasensiblen Coaching gut aufgehoben?
Dieser Ansatz eignet sich besonders für Menschen, die:
sich in klassischen Coachings nicht gut aufgehoben fühlen,
unter chronischer Anspannung oder Erschöpfung leiden,
sich oft „zu viel“ oder „nicht genug“ fühlen,
mehr innere Sicherheit entwickeln möchten – beruflich wie privat.
NI Neurosystemische Integration – Wie Körper, Geist und Nervensystem zusammenwirken
Der Begriff „Neurosystemische Integration” steht für die Essenzen aus Neurobiologie, systemischer Therapie und Psychotraumatologie. (Verena König)
Neurosystemische Integration im traumasensiblen Coaching
Ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit als traumsensibler Coach ist die NI Neurosystemische Integration®.
Dieser Ansatz verbindet neurowissenschaftliche Erkenntnisse über das menschliche Nervensystem mit körperorientierte und systemische Begleitung. Ziel ist es, Menschen auf allen Ebenen – kognitiv, emotional, körperlich und zwischenmenschlich – in ihrer Selbstregulation und inneren Stabilität zu unterstützen.
Gerade im Kontext von Trauma zeigt sich, wie stark unser Erleben durch unbewusste Schutzmechanismen und Überlebensstrategien geprägt ist: Rückzug, Erstarrung, Hyperaktivität oder ständige Wachsamkeit sind häufige Reaktionen.
Die NI hilft, diese Verhaltensmuster zu erkennen und zu regulieren sowie neue Erfahrungen von Sicherheit, Verbindung und Selbstwirksamkeit zu ermöglichen – behutsam und im eigenen Tempo.
In meinem traumasensiblen Coaching arbeite ich auf Basis der NI insbesondere mit:
Innerer Anteile-Arbeit (Ego State Therapie) – dem achtsamen Kontakt mit verschiedenen inneren Persönlichkeitsanteilen
Ganzheitlich - integrativer Traumaarbeit – um auch frühe, oft nicht bewusste Prägungen und Traumata behutsam mit einzubeziehen
Körper- und Achtsamkeitsübungen (mit Hilfe von Imaginationstechniken) – zur Förderung von Selbstregulation des Nervensystems (auch durch Co-Regulation) und innerer Verbindung
Diese Herangehensweise ermöglicht es, tiefer zu begleiten – aber immer in Verbindung, in Sicherheit, und mit der Einladung zur Selbstermächtigung.
Traumasensible Begleitung ist mehr als „achtsam sein“
Traumasensibles Begleiten geht weit über eine freundliche Haltung oder das Vermeiden von Triggern (Stressreaktionen) hinaus. Es ist ein tiefes Verständnis dafür, wie Trauma wirkt, und eine klare Entscheidung dafür, Menschen nicht zu „optimieren“, sondern sie in ihrer Ganzheit zu sehen – mit allem, was sie mitbringen.
Es bedeutet, Verbindung vor Veränderung zu stellen.
Sicherheit vor Strategie.
Haltung vor Methode.
Und genau darin liegt seine Kraft: Es schafft Räume, in denen Heilung nicht erzwungen, sondern möglich wird.
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