Wenn alles zu viel wird:  Die Warnsignale des Functional Freeze erkennen und wie du es im Nervensystem sanft abbauen kannst.

Kälte Erstarren Eis

Manchmal spüren wir es ganz deutlich:
Wir sind wie eingefroren. Die Gedanken sind wie vernebelt, der Körper fühlt sich schwer an, und obwohl wir „funktionieren“, sind wir innerlich gar nicht wirklich da.

Dieses Gefühl, nicht mehr handlungsfähig zu sein – trotz aller Bemühungen – kann ein Hinweis auf den Functional Freeze sein.

Der Freeze ist eine Überlebensreaktion unseres Körpers.

Besonders bei Menschen mit traumatischen Erfahrungen oder Bindungsverletzungen zeigt sich diese Reaktion häufig – oft unbemerkt, manchmal über Jahre hinweg.

Statt zu kämpfen oder zu fliehen, erstarren wir. Nicht, weil wir schwach sind – sondern weil unser Nervensystem beschlossen hat: So ist es sicherer.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Was genau hinter der Freeze-Reaktion steckt,

  • welche Warnsignale du erkennen kannst,

  • wie sich functional-freeze äußert,

  • und was dir helfen kann, langsam wieder ins Spüren und in die Lebendigkeit zu finden.

 
 

Was ist der Freeze-Zustand?

Er ist eine Überlebensreaktion unseres Nervensystems.

Wenn eine Situation für unser System als zu überwältigend wahrgenommen wird – und weder Kampf noch Flucht möglich sind – reagiert der Körper mit Erstarrung.
Er „friert ein“, um sich zu schützen.

Typische Symptome des Freeze-Zustands:

  • Antriebslosigkeit oder bleierne Schwere

  • Gedanken-Nebel, innere Leere oder Betäubung

  • Das Gefühl, „zwar da zu sein, aber nicht wirklich lebendig“

  • Körperliche Distanz – du spürst dich kaum

Das einfrieren ist ein Zeichen dafür, dass dein Nervensystem sein Bestes gibt, um dich zu schützen.

Er ist kein persönliches Versagen, sondern eine tief verwurzelte Schutzfunktion.

Warum entsteht der Freeze Zustand?

Der Ursprung liegt oft in frühen Bindungserfahrungen oder Trauma.

Besonders Kinder, die chronischer Überforderung, emotionaler Vernachlässigung oder Stress ausgesetzt waren, entwickeln früh Schutzmechanismen wie Rückzug oder Erstarrung.

👉 In solchen Momenten, die traumatisch waren, lernen sie:
„Ich darf mich nicht zeigen. Ich muss stillhalten, um zu überleben.“

Und dieser Mechanismus kann sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen – manchmal unbemerkt, oft als ständiges Gefühl von innerer Leere oder Funktionieren ohne wirkliche Lebendigkeit.

Wie fühlt sich der Functional Freeze an? Was sind die typischen Warnsignale?

Er zeigt sich oft subtil – und wird deshalb leicht übersehen oder mit Faulheit, Antriebslosigkeit oder „keine Lust“ verwechselt.

Tatsächlich sendet dein Körper in diesen Momenten jedoch ganz deutliche Signale, dass etwas gerade zu viel ist.

Hier sind einige typische Anzeichen, die auf Freeze hinweisen können:

  • Bleierne Schwere im Körper, besonders in Armen und Beinen

  • Gedankennebel, Konzentrationsschwierigkeiten, innere Leere

  • Erstarren bei Entscheidungen – selbst bei kleinen Aufgaben

  • Gefühl von innerer Abwesenheit, Dissoziation, „ich bin nicht richtig da“

  • Gefühllosigkeit oder emotionale Taubheit

  • Ständiges Funktionieren ohne echten Kontakt zu dir selbst

  • Selbstabwertung: „Ich kriege nichts hin“, „Mit mir stimmt was nicht“

  • Körperliche Kälte, Taubheit oder steinartige Schwere

  • Schwierigkeiten, nach Pausen wieder in Bewegung zu kommen

  • Unerklärliche Erschöpfung, die auch durch Schlaf nicht besser wird

Viele dieser Signale zeigen sich nicht immer dramatisch, sondern oft auch ganz leise.

Umso wichtiger ist es, sie wahrzunehmen – und nicht gegen sie anzukämpfen, sondern sie als Hinweis auf einen Schutzmechanismus deines Nervensystems zu verstehen.

Was passiert im Nervensystem?

Unser Nervensystem verfügt über verschiedene Reaktionsmodi: Flight, Fight, Freeze.

Diese folgen einer biologischen Hierarchie.

Wenn wir uns überfordern, greift das parasympathische Nervensystem – genauer gesagt der Vagusnerv – ein. Er drosselt das System um uns zu regulieren. Eine Art innerer Stromausfall schützt vor weiterer Überreizung.

🔍 Typischer Ablauf:

  1. Stress: Nervensystem aktiviert sich → Kampf oder Flucht

  2. Überforderung: System erkennt „keine Chance“ → Freeze

  3. Reaktion: Erstarrung, Rückzug, Dissoziation, Erschöpfung

 

Möchtest du mehr über die Funktion deines Nervensystems erfahren?

🌿 Ich empfehle dir meinen Blogartikel über das Stresstoleranzfenster zu lesen, um zu verstehen, wie dein Nervensystem zwischen Belastung und Sicherheit pendelt – und was passiert, wenn dieser Bereich dauerhaft über- oder unterschritten wird.

👉 Hier entlang zum Blogartikel

 

Was hilft bei erstarren - und was nicht

Was nicht hilft:

  • Disziplin, „sich zusammenreißen“

  • positives Denken

  • Druck, Aktivität, Selbstkritik

Was hilft:

  • Verständnis für die eigene Reaktion

  • Regulation statt Motivation

  • Körperorientierte Selbstfürsorge

  • Langsamkeit, Sicherheit, kleine Schritte

6 Tools zur Selbstbegleitung bei Erstarrung

  1. Körperorientiert
    → Den Boden spüren. Die Schwerkraft. Deine Sitzfläche. Die Lehne im Rücken. Wiederhole diese Wahrnehmung, bis dein Körper merkt: "Ah, es ist sicher. Ich bin gehalten."

  2. Berührung & Reize
    → Halte einen Stein, streich über Stoff, trinke warmen Tee. Greifbare Reize holen dich zurück ins Jetzt.

  3. Wahrnehmen, was noch lebendig ist
    → Wo fühlst du Wärme, Kribbeln, Atemfluss? Diese Bereiche sind deine inneren Anker.

  4. Mitgefühl statt Urteil
    → Statt „Ich bin zu schwach“ lieber: „Mein Körper schützt mich gerade.“

  5. Erlauben statt Kämpfen
    → „Was wäre, wenn es okay ist, dass ich gerade nichts leisten kann?“

  6. Pendeln
    → Kurz den Freeze spüren – dann bewusst zurückkehren zur Wahrnehmung: Natur, Gerüche, deine Umgebung.

Was du langfristig aus dem Freeze-Modus findest

Heilung beginnt nicht mit „Mach mehr“, sondern mit „Fühl dich sicher“.

Wenn du erkennst, dass dein Körper nicht gegen dich, sondern für dich arbeitet – beginnt etwas in dir aufzutauen.
Stück für Stück.

Scheu dich auch nicht eine traumasensible Psychotherapie, Traumatherapie oder ein traumasensibles Coaching in Anspruch zu nehmen.

Sie können dir u. a. co-regulierend zu Seite stehen, um dein Nervensystem zu regulieren und dir bei der Traumaaufarbeitung helfen.

Fazit: Freeze ist keine Schwäche - sondern eine Überlebensleistung aufgrund von Trauma

Der Freeze-Zustand ist nicht dein Feind.

Er ist Ausdruck eines Körpers auf eine Stressreaktion, der versucht hat, dich zu bewahren.

Und je mehr du lernst, ihn zu verstehen und zu begleiten, desto mehr wirst du dich wieder spüren – in deiner Kraft, deiner Lebendigkeit, deinem echten Sein.

Nächste Schritte für dich

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